1998 I Ort der Besinnung an der Autobahn, Uri
Guignard & Saner

Der Ort der Besinnung ist an der breitesten Stelle zwischen Autobahn und Reuss quer in das Auenwäldchen gesetzt. Der für 50 Personen konzipierte Kapellenraum steht dicht an der Autobahn und soll den Vorbeifahrenden als Meilenstein in Erinnerung bleiben. Die Hofmauer umfasst auch den Sockel der Kapelle und löst sich nach oben in eine Gitterstruktur auf, worin die mit Altglasscherben gefüllten Fensterelemente ihren Platz finden.

Der Andachtsraum ist würfelförmig geformt und in einen gefassten Innenhof eingebettet. Das Sockelgeschoss verlängert die Hofmauer aus Sichtbeton im Nordosten und ist ebenfalls geschlossen ausgebildet. Darüber erhebt sich ein Betonskelettraster, dessen quadratische Zwischenräume mit Glas gefüllt sind. Zwischen den Scheiben sind dicht gepresst die Scherben von Flaschen angehäuft. Eine Durchsicht ist nicht mehr möglich, jedoch spannungsvolle Lichtreflektionen – aussen wie innen. Die massive Betonskulptur erfährt Leichtigkeit, da die Ecken stützenfrei gestaltet sind und die Fensterrahmen aussen in das Stützenraster integriert sind. Der Innenraum besteht somit nur aus Sichtbeton und reflektierendem, grünlich schimmerndem Glas sowie aus Holztäfer: Die aus dem Raster resultierenden Wandnischen im Sockelbereich sind verkleidet und mit massiven Bänken bestückt. Der Ort der Besinnung fokussiert die individuelle Andacht in einem eindrucksvollen Lichtraum. Es gibt keinen Altar, keine weitere Möblierung. In der Raummitte wurde jedoch nachträglich eine Vitrine mit einem Bergkristall platziert.

Das Motiv der umlaufenden Sitzbank prägt auch den längsrechteckigen Innenhof. Vorherrschend ist hier eine ruhige Symmetrie: Ein langes Wasserbecken markiert die Mitte, der von einem Betonrahmen gefasste Eingang zum Andachtsraum folgt in der Achse. Auflockerung bringt die Kunst am Bau: Clara Saner und Selma Weber arrangierten übergrosse Rosenkranzketten mit Kreuzanhängern als erhabenes Betonrelief über die gut zwei Meter hohe Mauer. Über die Mauer drängen Büsche und Baumwipfel, im Hintergrund ragen die Berge auf. Der Innenhof schafft mit einfachen Mitteln die erforderliche Distanz zur unwirtlichen Umgebung, er bringt Abgeschiedenheit in den von tosendem Verkehrslärm tangierten Ort.

Lage

Der Ort der Besinnung genannte Sakralraum liegt zwischen dem Flusslauf der Reuss und der Autobahn A2, im Süden der Erstfelder Gotthard-Raststätte. Der rechteckige Baukomplex ist mit seiner südwestlichen Schmalseite zur Reuss hin ausgerichtet. Erreicht wird er über den Parkplatz der Raststätte und einen kleinen Pfad durch die begrenzende, mit Bäumen bestandene Grünfläche.

Architekten:
Pascale Guignard & Stefan Saner

Baujahr:
1998

Adresse:
A2
6472 Erstfeld
UR

 

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